Gebrauchtwagen sind eine kostengünstige Alternative zu Neuwagen. Nicht nur bei Laien beginnt mit der Kaufentscheidung ein möglicherweise teures Glücksspiel, denn manchmal werden Mängel verheimlicht oder sogar versucht, die Gewährleistung zu umgehen. Dieser Artikel liefert Ihnen einfache Tipps und Informationen, die Ihnen beim Kauf eines Gebrauchten helfen können.
Am einfachsten funktioniert der Kauf per Inserat über das Internet. Damit es übersichtlich bleibt, empfiehlt es sich, nicht mehr als drei Fahrzeuge in die engere Auswahl zu nehmen. Danach können Sie mit dem jeweiligen Händler in Kontakt treten. Schon hier ist es wichtig, die Angaben im Inserat mit dem Händler genau durchzusprechen und auf Unstimmigkeiten zu achten. Das betrifft vor allem Kilometerstand, Anzahl der Vorbesitzer und eventuelle Vorschäden. Floskeln wie “Ich verkaufe das Fahrzeug nur für einen Bekannten” sind kein gutes Zeichen. Unseriöse Händler versuchen, sich auf diese Weise vor der Gewährleistungspflicht zudrücken. Bleibt der gute Eindruck jedoch bestehen, können Sie eine Besichtigung vor Ort vereinbaren.
Bei der Besichtigung sollten Sie unbedingt etwas Zeit einplanen und auf gutes Wetter achten. Bei Regen steht nur wenig Zeit für eine Begutachtung zur Verfügung und Lackfehler oder Dellen werden durch das Regenwasser praktisch unsichtbar. Auch vor Ort überprüfen Sie alle Angaben noch einmal sorgfältig. Die Fahrgestellnummer ist ebenfalls wichtig und muss unbedingt mit den Angaben in der Zulassungsbescheinigung übereinstimmen.
Lücken im Serviceheft deuten auf mangelnde Pflege hin. Manche Händler stempeln das Heft sogar nachträglich. Ein Indiz dafür ist eine immer schwächer werdende Stempelfarbe und die immer gleiche Unterschrift mit dem gleichen Kugelschreiber. Es macht allerdings keinen Sinn, einem Händler vorschnell Betrug vorzuwerfen. Streichen Sie das Fahrzeug und den Händler einfach von Ihrer Liste.
Der Zustand des Innenraums kann Aufschluss darüber geben, ob an den Kilometern manipuliert wurde. Ein Fahrzeug mit beispielsweise 75.000 Kilometer Laufleistung darf noch keine komplett abgeriebenen Pedale, durchgesessene Sitze oder einen glänzend abgegriffenen Schaltknüppel haben. Ist das der Fall, können Sie das Fahrzeug und den Händler ebenfalls abhaken.
Sehr beliebt sind Aufkleber auf dem Fahrzeug, um Lackschäden oder Dellen zu verdecken. Eventuell können Sie einen Schaden schon erfühlen oder den Händler bitten, den Aufkleber zu entfernen. Weigert er sich, können Sie das als Indiz für einen Lackschaden bewerten.
Eine wichtige Rolle spielen auch die Reifen. Ab April sollte das Fahrzeug Sommerreifen und ab Oktober Winterreifen auf den Felgen haben. Ansonsten kann das bedeuten, dass der Wagen eine lange Zeit gestanden hat. Zusätzlich kommt ein neues Set an Reifen auf Ihre Einkaufsliste. Gleiches gilt bei zu geringer Profiltiefe. Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter. Neureifen werden mit ungefähr 4 bis 5 Millimeter Profiltiefe ausgeliefert. Das ist allerdings nicht unbedingt ein ausschlaggebendes Kriterium. Je nach Preis des Fahrzeugs lohnt sich der Kauf trotzdem. Neue Reifen können Sie übrigens meistens günstiger im Internet erwerben.
Als Nächstes überprüfen Sie die Spaltmaße. Das sind die Abstände der einzelnen Karosserieelemente wie beispielsweise Türen, Motorhaube und Scheinwerfer. Bei Auslieferung ab Werk haben sie immer die gleiche Breite. Ist das bei dem geprüften Fahrzeug anders, kann ein reparierter Unfallschaden die Ursache sein. Ein Unfallwagen muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, vor allem wenn die Beschädigung nur oberflächlich ist. Es ist allerdings eine unlautere Geschäftspraxis, einen Unfallwagen nicht als solchen auszuweisen, denn ein Unfallwagen verlässt den Platz normalerweise mit einem erheblichen Preisnachlass.
Ein Blick unter die Motorhaube verrät Ihnen sehr viel über den Zustand des Fahrzeugs. Ein wenig Schmutz und Öl sind normal, tiefschwarze Schmutzschichten dürfen aber nicht zu sehen sein. Die Unterseite des Motors muss trocken sein, ansonsten gibt es sehr wahrscheinlich irgendwo eine undichte Stelle und es erwartet Sie bald ein Besuch in der Werkstatt.
Überprüfen Sie auch den Ölstand. Treten beim Öffnen des Deckels Gase aus, kann die Zylinderkopfdichtung betroffen sein. Das kann ebenfalls eine teure Reparatur zur Folge haben.
Die Batterie darf keine Risse haben und die Pole sind bei gepflegten Fahrzeugen gut eingefettet.
Es lohnt sich, die Mängel zu notieren und diese dann in die Preisverhandlung mit dem Händler mit einzubringen, sofern sie akzeptabel sind.
Verzichten Sie nie auf eine Probefahrt!
Ist das Fahrzeug erfolgreich auf optische Mängel überprüft worden, steht eine Probefahrt an. Das Fahrzeug muss direkt anspringen, ohne dass der Anlasser krächzt und es darf im Leerlauf keine merkwürdigen Geräusche geben. Achten Sie auch auf die Kontrolllampen. Sie sollten nach einigen Sekunden wieder ausgehen.
Mit dem Händler zusammen können Sie vor der Fahrt noch die Leuchten überprüfen.
Während der Fahrt passieren Sie am besten eine wenig befahrene Straße, öffnen die Tür leicht und achten auf Geräusche. Überprüfen Sie auch, ob der Wagen auf gerader Strecke die Spur hält, oder leicht in eine Richtung abdriftet.
Beim Kauf gegen Barzahlung lautet die wichtigste Regel: “Fahrzeugbrief gegen Bargeld”. Machen Sie keine Ausnahme, wenn Ihnen der Händler den Brief aus irgendwelchen Gründen später aushändigen will. Das ist ein deutliches Alarmsignal. Halten Sie auch Datum und Uhrzeit der Übergabe im Kaufvertrag fest.
Mit dieser Liste decken Sie einen großen Bereich an Mängeln erfolgreich ab. Leider lässt sich ein Mangel nie ganz ausschließen und es passiert selbst erfahrenen Händlern, dass sie ein Fahrzeug mit unentdeckten Schäden einkaufen. Trotzdem lohnt es sich immer, auf diese Details zu achten. Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Kauf und eine gute Fahrt!